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Bordeaux Jahrgang 2020

Wer dachte, 2019 sei für die Marktteilnehmer einer der schwierigsten Jahrgänge gewesen, da man nicht vor Ort in Bordeaux verkosten konnte, wurde eines Besseren belehrt. Der Jahrgang 2020 entstand praktisch komplett „unter Quarantänebedingungen“, die Arbeitsumstände bezüglich Erntehelfer, Gefahr eines potenziellen Geschmacksverlustes bei Corona-Infektion, limitierte Arbeitszeiten aufgrund von Ausgangssperren machten den Jahrgang 2020 für die Chateaux zu einer absoluten Herausforderung. Das äußerst anspruchsvolle Wetter setzte all dem noch die Krone auf.

Kurz und gut, in diesem Jahr konnten wir, wenn auch mit Aufwand, nach Bordeaux reisen und den Jahrgang 2020 in aller Ruhe verkosten. Und das taten wir für nahezu 3 Wochen. Wenn auch sehr oft eingeladen, bevorzugen wir der Neutralität halber unsere eigene unabhängige Unterkunft, so zogen wir in ein Appartement, ein Großteil der Hotels war ohnehin geschlossen, ebenso sämtliche Restaurants. Der große Vorteil in diesem Jahr, es war nahezu niemand vor Ort. Weder US-Importeure, noch US Journalisten, niemand aus England, und während der kompletten Zeit liefen wir keinem einzigen Asiaten über den Weg. Die relevanten Journalisten erhielten die Fassmuster per Eil-Lieferung, sofern dies zolltechnisch funktionierte. Wer nun der Meinung war, dass aufgrund mangelnder Vor-Ort Präsenz Kauf-Abstinenz folgen würde, lag leider weit daneben, sehr weit sogar. Die USA und England kauften wie verrückt, ebenso ZentralEuropa, dies wurde noch angeheizt durch die im Durchschnitt 20% niedrigeren Produktionsmengen. Irre Nachfrage stieß somit auf kleinere Mengen, was im Verlauf der Kampagne zu steigenden Preisen führte. So können wir mit Fug und Recht behaupten, noch nie eine so anstrengende Einkaufskampagne erlebt zu haben. Oftmals waren Weine binnen Minuten vom Markt verschwunden. Hätten wir nicht über mehr als 20 Jahre umfangreiche Zuteilungen aufgebaut, wären wir bereits jetzt mit diversen Weinen ausverkauft.

Wir besuchten all die Chateaux persönlich, die entweder keine Muster außer Haus gaben, oder wir, wie z.B. bei Petrus, aufgrund unserer Exklusivität ohnehin vor Ort sein wollten. Zudem standen uns manche Türen als einer der ganz wenigen Marktteilnehmer offen, was uns sehr ehrte und Ihnen extrem zugutekommt, da wir die Weine auch wirklich persönlich verkostet haben. Dies war in der Summe eine erhebliche Anzahl, nebst täglichen Mittag- und Abendessen eine sportliche, aber auch ehrenvolle Herausforderung. Die etwa 250 Weine der Union de Grand Cru de Bordeaux (UGC) wurden perfekt organisiert im Grand Hotel in Bordeaux zur Verkostung angestellt. In 6 Verkostungsräumen waren in einem 2 Stunden-Zeitraster jeweils 6 Personen pro Raum zugelassen. Perfekte Muster, ein gekühlter Raum, super Service, man konnte konzentriert, in Ruhe und effizient verkosten. Zudem ließen wir uns von der UGC mehr als 250 Muster an unseren Firmensitz nach Frasdorf senden, um vor Ort nochmals, respektive parallel im Team verkosten zu können. Wir können also mit Fug und Recht behaupten, einer der ganz wenigen Marktteilnehmer zu sein, der ALLE großen Weine verkostet hat, auch auf Gütern, die offiziell geschlossen waren, UNGER WEINE war persönlich vor Ort!

Was nun bringt der Jahrgang 2020 außer dem Zahlenspiel „zwanzig-zwanzig“, das bereits aufgrund dieser Zahlen-Analogie für deutlich mehr Nachfrage sorgt, Sinn oder Unsinn dahingestellt. Viele Chateaux schmücken ihre 2020er deshalb übrigens mit Sonderetiketten. Doch zu den Fakten: Das Frühjahr 2020, insbesondere der Monat März, startete ungewöhnlich mild, was zu einer sehr frühen Knospenbildung führte, die in der Spitze um bis zu 3 Wochen früher als in einem Durchschnittsjahr stattfand. Im April schließlich herrschte typisches Aprilwetter mit teilweise heißem Wetter, teilweise massiven Regenfällen. Dies aber begünstigte das Wachstum, so dass bereits früh offensichtlich war, dass 2020 eine sehr frühe Lese stattfinden würde. Während der ersten Maitage kam es aufgrund der optimalen Bedingungen zu einer perfekten und homogenen Blüte. In der Folge des Monats regnete es dann aber überdurchschnittlich, so dass bereits erster Mehltau einsetzte, was insbesondere für die biodynamisch arbeitenden Güter eine große Herausforderung darstellte. Mitte des Monats wechselte das Wetter und es setzte sich eine massive Hochdruckperiode durch, die nahezu 2 Monate anhalten sollte. Der Trockenstress verstärkte sich aber Anfang August nochmals deutlich, was insbesondere jungen Pflanzen und schlechten Terroirs erheblich zu schaffen machte. Mitte August gab es dann aber einige kleine lokale Gewitter und Regen, die für den dringend benötigten Wasserausgleich sorgten, der letztlich den Jahrgang charakterisieren sollte. Die Weißweinlese erfolgte während der letzten August- und ersten Septemberwoche, was sehr früh war. Dadurch aber konnte eine perfekte Säure erhalten werden bei gleichzeitig guter Reife. Am 10. September begann die Merlot-Lese. Und bereits Anfang Oktober war die Lese der Cabernet mehr oder weniger abgeschlossen. Die Sauternes-Ernte fand Mitte Oktober statt. Durch den Mangel an Regen im Herbst jedoch, somit auch fehlende Botrytis, sind die Erntemengen sehr klein. Im Rotweinbereich von einem Merlot- oder Cabernet-Jahrgang zu sprechen, trifft die Sache nicht ansatzweise.

Es gibt sowohl große Merlots, als auch große Cabernets, so wie sowohl am linken, als auch am rechten Ufer große, leider aber auch oftmals nur durchschnittliche Weine. 2020 ist noch mehr als vorherige Jahrgänge ein Jahrgang großer Terroirs und alter Reben. Tiefe Wurzeln alter Reben und eine gute Wasserhaltung großer Terroirs waren der Schlüssel zum Erfolg. Im Medoc sind die Alkoholgradationen durch den extrem wichtigen August-Regen sogar um etwa 1 Prozent unter dem Vorjahr.

In der Summe müssen wir Ihnen massiv anraten, sich mit dem Jahrgang 2020 einzudecken. Der Jahrgang ist einfach zu gut, um sich hier nicht zu engagieren. Insbesondere im Medoc glänzen die Weine mit niedrigem Alkoholgehalt und einer noch nie da gewesenen Frische.

HISTORIE